Der aktuelle WIFO-Konjunkturbericht für das zweite Quartal 2025 zeichnet ein differenziertes Bild der Handelslandschaft. Zwar sind erste Erholungstendenzen sichtbar, doch die strukturellen Herausforderungen bleiben erheblich. Besonders im regionalen Kontext Kärntens zeigen sich Licht und Schatten gleichermaßen.
Einzelhandel: Verhaltener Aufschwung mit Fragezeichen
Der österreichische Einzelhandel verzeichnete im ersten Quartal 2025 moderate reale Umsatzzuwächse: +2,0 % im Februar und +1,7 % im März. Nach drei Jahren negativer Realentwicklung bedeutet das eine vorsichtige Trendwende. Der stationäre Einzelhandel legte 2024 real erstmals seit 2020 leicht zu (+0,5 %). Besonders gefragt waren Elektronik und Mode – Möbel, Printmedien und Schmuck dagegen schwächelten.
Trotz dieser Zahlen bleibt der Konsum schwach. Die hohe Inflation (weiter über EU-Schnitt) dämpft die reale Kaufkraft, die Sparquote liegt bei 12 % – ein Indikator für Konsumzurückhaltung und Unsicherheit.
Kärnten: Regionale Entwicklungen im Handel
Wirtschaftslage & Umsatz
- Die Kärntner Handelsbranche setzte 2024 rund 14,1 Mrd. € um – ein Rückgang von 2,5 %.
- Lebensmittelhandel bleibt leicht im Plus (+2,1 %), der Facheinzelhandel im Minus (–0,7 %).
- Der Großhandel verzeichnete ein starkes Minus (–5,3 % nominal; –5,1 % real).
- Ein Lichtblick: der Kfz-Handel mit real +2,9 % Wachstum.
Arbeitsmarkt: Stagnation mit strukturellem Risiko
Die Zahl der Beschäftigten im Kärntner Handel sank 2024 um 1,6 % auf 32.107. Die Arbeitslosigkeit stieg gleichzeitig um 9,6 %, wobei besonders der Großhandel (+11,7 %) und der Kfz-Handel (+17,9 %) betroffen waren. Es gab rund 2.500 Arbeitslose bei 870 offenen Stellen.
Laut WIFO gibt es im März 2025 bundesweit 9.493 offene Stellen im Einzelhandel – ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, aber Hinweis auf eine beginnende Stabilisierung.
Unternehmensinsolvenzen: Leichter Rückgang – aber auf hohem Niveau
Im ersten Quartal 2025 verzeichnete Kärnten 89 Unternehmensinsolvenzen, davon 17 im Handel. Das entspricht einem Rückgang von 5,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bleibt der Anteil hoch: Handel, Bau und Gastronomie machen zusammen rund 38 % aller Insolvenzen im Bundesland aus. Insgesamt rechnet man mit bis zu 350 Insolvenzen für Kärnten im Gesamtjahr.
Trends & Saisonale Impulse
Der WIFO-Handelsbericht Q2/2025 bestätigt eine leichte Aufhellung der Stimmung. Besonders saisonale Effekte – etwa Ostern – sorgten 2025 für kurzfristige Umsatzimpulse (geschätzte 18 Mio € Zusatzumsatz in Kärnten). Dennoch bleibt das Wachstum schwach und oft nur nominal.
Forderungen & Maßnahmen
Die Wirtschaftskammer Kärnten fordert:
- Bürokratieabbau, vor allem bei Betriebsanlagenverfahren und Dokumentationspflichten.
- Steuerliche Entlastung und Senkung der Lohnnebenkosten.
- Gleichstellung im Onlinehandel, insbesondere gegenüber Drittstaatenanbietern.
- Förderung neuer Geschäftsmodelle im ländlichen Raum zur Sicherung der Nahversorgung.
Export & Standortpolitik
Beim Exporttag Kärnten 2025 präsentierte die Landeswirtschaft neue Förderprogramme im Umfang von rund 1 Mio € zur Internationalisierung. Der Export wird zunehmend als wichtiger Stabilitätsanker für regionale Handelsunternehmen gesehen.
Fazit
Der Handel in Österreich und speziell in Kärnten befindet sich 2025 in einer fragilen Erholungsphase. Einzelne Kennzahlen entwickeln sich positiv – doch strukturelle Probleme wie Inflation, Bürokratie und Fachkräftemangel bleiben ungelöst. Ohne gezielte politische Impulse droht die Branche, bei der nächsten Konjunkturdelle erneut unter die Räder zu geraten.
Die kommenden Monate entscheiden, ob sich der Handel dauerhaft stabilisieren kann – oder ob er in eine neue Phase der Unsicherheit abrutscht.